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KOMMUNEN


        Gemeinde Reken
        Kommunale Energiewende


        mit der Landwirtschaft





        Das ländlich gelegene Reken ist Teil  freundlichste  Kommune  Deutschlands  Biogasanlage im Ortsteil Hülsten wird das
        eines der größten Naturparks Nord-  ausgezeichnete  Reken  setzt  aktuell  auf  250-Kilowatt-BHKW über eine 3,5 Kilo-
        rhein-Westfalens,  der  Hohen  Mark.  den weiteren Ausbau der Fotovoltaik und  meter lange Mikrogasleitung mit Biogas
        Dass  der  Erhalt  dieser  Naturland-  investiert  in  Elektro-Bikes.  Ein  Windpro-  versorgt. Mittlerweile ist diese Leitung zu
        schaft und somit auch der Klimaschutz  jekt, in dem knapp ein Viertel der Gesamt-  einem Mikrogasnetz von 10 Kilometern
        den Rekenern am Herzen liegt, wird  kosten durch die Beteiligung Rekener Bür-  Länge  mit  vier  Satelliten-BHKWs  ange-
        durch die vielfältigen Erneuerbaren-  gerinnen  und  Bürger  gedeckt  wurde,  wachsen.
        Energien-Projekte  in  der  Gemeinde  konnte  als  Ausnahme  im  Flächennut-
        deutlich.                           zungsplan in kürzester Zeit angegangen  Durch alle Bioenergieanlagen zusammen
                                            werden. „Die rechtzeitige Einbindung der  werden in Reken pro Jahr zirka 1,2 Millio-
        Gemeinsam mit landwirtschaftlichen Be-  Anwohner  erwirkte  eine  breite  Akzep-  nen Liter Heizöl ersetzt. Dabei wird eine
        trieben vor Ort konnte die Gemeinde er-  tanz“,  sagt  Deitert.  Neben  Sonne  und  Strommenge in Höhe von zirka 25 Millio-
        folgreiche Nahwärmeprojekte realisieren.  Wind spielt die Bioenergie eine große Rol-  nen Kilowattstunden erzeugt – und das
        Ein Forschungsprojekt erprobt zudem die  le in Reken. „Ein vorbildliches Nahwärme-  nahezu  klimaneutral.  Die  Strommenge
        intelligente  Steuerung  von  Netzen  zur  projekt in unserer Gemeinde ist das der  entspricht in etwa dem Jahresbedarf aller
                                                                                Privathaushalte  in  Reken.  Ein  735-Kilo-
                                                                                watt-BHKW zur bedarfsgerechten Strom-
                                                                                einspeisung wird in einigen Wochen in das
                                                                                System eingebunden. „Die Entscheidung
                                                                                für den Schritt in die Flexibilisierung war
                                                                                vor dem Hintergrund der unsicheren po-
                                                                                litischen  Lage  eine  große  Herausforde-
                                                                                rung. Aber wir sind davon überzeugt, dass
                                                                                gerade wir mit Biogas nicht nur Grundlast
                                                                             BENNING AGRAR-ENERGIE  dienen können. Außerdem möchten wir
                                                                                liefern, sondern auch die Stromspitzen be-
                                                                                als Landwirte einen zukunftsfähigen Be-
                                                                                trieb in die nächste Generation weiterge-
                                                                                ben können, und dafür ist es als Energie-
                                                                                wirt notwendig, flexibel und bedarfsge-
                                                                                recht  am  Strommarkt  agieren  zu  kön-
        Die Biogasanlage von Benning
                                                                                nen.“
        100-prozentigen dezentralen Energiever-  Familie  Benning  in  Reken-Hülsten“,  be-  Um  die  zukünftige  Versorgungsinfra-
        sorgung. „Eine verlässliche und effiziente  tont Deitert.               struktur geht es auch bei der Arbeit im
        Energieversorgung  auf  Basis  von  Wind,                               Rahmen des Projekts Designetz, das 2017
        Sonne und Biomasse ist nicht nur ein The-  Bei  der  Diversifizierung  ihres  72  Hektar  gestartet ist und bei dem Reken einer von
        ma für Forschungsinstitute oder Energie-  großen  landwirtschaftlichen  Betriebs  in  30 Standorten ist. Prioritär verfolgt Desig-
        wirtschaft, sondern sie erfordert auch die  Reken-Hülsten  entschieden  sich  Ulrike  netz das Ziel, Lösungsansätze für eine si-
        Erfahrungen der kommunalen Vorreiter“,  und Hermann-Josef Benning, neben dem  chere,  klimafreundliche  und  effiziente
        sagt  Nils  Boenigk,  stellvertretender  Ge-  Gemüseanbau auf erneuerbare Energien  Stromversorgung zu entwickeln. Das Pro-
        schäftsführer der Agentur für Erneuerbare  zu setzen. „Ursprünglich als Nebenbetrieb  jekt untersucht, wie die bei zunehmender
        Energien (AEE).                     geplant, zeigte sich nach und nach das  Einspeisung  fluktuierende  erneuerbare
                                            große Entwicklungspotenzial der Bioener-  Energie im Verteilnetz mit möglichst ge-
        Die Gemeinde setzt auf einen Mix aus er-  gie. Inzwischen ist sie der Haupterwerbs-  ringem  Ausbau  ausgeglichen  werden
        neuerbaren  Energien  in  allen  Sektoren.  zweig unseres Betriebs“, fassen die Ben-  kann. „Reken ist seit Langem aktiv, bringt
        „Investitionen  in  erneuerbare  Energien  nings ihre Erfahrungen zusammen. In Zu-  sich in Forschungsprojekte ein und hilft so
        haben  hier  eine  lange  Tradition.  Neben  sammenarbeit mit der Gemeinde Reken  dabei, neue Erkenntnisse für die Umset-
        der wirtschaftlichen Motivation möchten  errichtete  die  Benning  Agrar-Energie  zung der Energiewende zu erarbeiten“, so
        wir unserer Verantwortung bei der Ener-  GmbH  2008  das  erste  Satelliten-Block-  Nils Boenigk.
        giewende  gerecht  werden“,  so  Bürger-  heizkraftwerk (BHKW) am Frei- und Hal-
        meister Manuel Deitert. Das als fahrrad-  lenbad im Ortsteil Groß-Reken. Von ihrer          Kennwort: AEE

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